Lange habe ich nichts von mir hören lassen. Aber keine Sorge, hinter den Kulissen tut sich einiges und so gibt es hier brandaktuelle Neuigkeiten, die ich mit euch teilen möchte. Denn die Reise der Steine hat ein Zuhause gefunden. Die Rede ist von einem Lithografie-Werkstattatelier, das ich gerade in der Kaserne Pirna, im schönsten Umland von Dresden, aufbaue. Und ich möchte Euch einige Einblicke in die vielen Entwicklungsschritte der letzten Monate gewähren.
Die Kaserne Pirna
Die Kaserne Pirna wurde von der Familie Mess erworben, die sich zum Ziel gesetzt hat, ein Gebäude mit Geschichte wieder zum Leben zu erwecken. Im Jahr 2019 starteten Robin und Natalia ihr Herzensprojekt: Auf 4000 m² gründeten sie ein Zentrum für Kultur- und Kreativschaffende, um Leerstand mit neuem Leben zu füllen und interdisziplinäre Synergien zu fördern. An diesem wunderschönen Ort entsteht eine lebendige Gemeinschaft, in der wir alle aus verschiedenen kulturellen und künstlerischen Bereichen zusammenkommen. Für mich war es ein mehrmonatiger Prozess, meinen Traum von einem Werkstattatelier in Pirna anzugehen. Besonders inspiriert haben mich meine talentierten Kolleginnen von der Buchbinderei Anklamo (hier) und der Officina Arcana (hier). Allesamt kennen wir uns durch das Stipendienprogramm Walz für Handsatz und Buchdruck vom Verein für schwarze Kunst e.V.. Ihre Gründungsgeschichten gaben mir den Mut, ebenfalls den Weg zu gehen, eine eigene Werkstatt in Pirna aufzubauen. Als ich Heike Schnotale Ende Oktober 2023 beim Umzug ihrer Officina Arcana in größere Räumlichkeiten innerhalb der Kaserne unterstützte, entdeckte ich ganz nebenbei den (zu dem Zeitpunkt noch) letzten verfügbaren Raum vor Ort. Ich fackelte nicht lange und setzte mich mit Robin und Natalia in Verbindung. Wir waren auf derselben Wellenlänge. Sie ließen mir die Zeit, die ich brauchte, um aufkommende Zweifel und Ängste vor so einem Schritt zu überwinden. Eine wichtige Erfahrung aus dieser Zeit ist es, nicht nur zu erkennen, wie sich eine neue Tür im Leben öffnet, sondern auch den Mut zu finden, durch diese hindurchzugehen. So unterschrieb ich im Januar 2024 den Mietvertrag und darf nun 54m2 mein Eigen nennen und mich freuen, Teil dieses wunderbaren Ortes zu werden. Es lohnt sich, auf der Webseite der Kaserne vorbeizuschauen und alle Mieterinnen und Mieter zu entdecken (hier)
… und los gehts.
Kaum hatte ich den Vertrag für meinen Raum in der Kaserne unterschrieben, ergab sich eine unerwartete Chance. Es bot sich die Möglichkeit, Teile einer ehemaligen Lithographie-Werkstatt in Dresden zu übernehmen, die seit Ewigkeiten in einem Keller ihren Dornröschenschlaf hielt. Die Aufregung war groß, denn das Inventar musste sehr schnell aus den Räumen raus. Also trommelte ich ein paar helfende Hände zusammen, mietete einen Kleinlaster und mit Unterstützung der Grafikwerkstatt Dresden und lieben Freunden konnten wir einen Großteil vor dem sicheren Weg zum Schrottplatz bewahren. So kamen eine zweite Lithographie-Presse der Firma Krause, weitere Lithographie-Steine, Reiber, schöne Holztische, zwei Grafikschränke und andere Schätze in meinen Besitz. Dann begann die Renovierung – achja in Eigenregie, meistens mit meinem Papa oder lieben Freund:innen. Die Wände wurden verputzt und weiß gestrichen, der Fußboden gereinigt und ebenfalls neu gestrichen, die Elektrik verlegt, überflüssige Kabel geschickt versteckt, der Schleiftisch angeschlossen, Möbel gerückt und aufgestellt, Steinregale gebaut, die zweite Presse und weitere Steine per Spedition aus Leipzig geholt, weiteres Material bestellt und und und. Die Liste der Dinge, die ich schon geschafft habe, ist lang und die Liste der Dinge, die noch vor mir liegen, ist ungefähr genauso lang und wächst munter weiter. Aber es nimmt immer mehr Form und Gestalt an und ich freue mich schon darauf, bald loslegen zu können. An dieser Stelle auch ein großes Dankeschön an alle helfenden Hände und die große Unterstützung auf meinem bisherigen Weg. Die Eröffnung ist voraussichtlich im Frühjahr 2025.
Das Werkstatt(kind) braucht einen Namen
Und hier ist nun eure Mithilfe gefragt, denn das “Werkstatt(kind)” braucht noch einen Namen. Ja, ihr habt richtig gelesen. Es gibt noch keinen Namen für diesen schönen Ort. Ich habe zwar schon ein paar Ideen für einen Namen, aber wenn ich ehrlich bin, hat mich noch keiner meiner Vorschläge vom Hocker gehauen. Also, dachte ich mir, mache ich es diesmal anders und richte die Frage an euch – Weggefährten, Freunde, Familie und Grafikinteressierte. Denn um ehrlich zu sein, ist mir im Werkstatt-Aufbau-Wahn mittlerweile die nötige Außenperspektive abhandengekommen. Deshalb möchte ich Euch einen Einblick in meine Idee geben und Ihr könnt mir mit frischem Blick Ideen spiegeln und so auch Teil des Prozesses werden.
Die Idee
Der Raum, den ich jetzt schaffe, ist für mich zum einen der Ort, an dem ich meiner Arbeit als freischaffende Künstlerin nachgehen möchte. Platz, Ruhe und mit Erinnerungen der letzten Jahre befüllt, bietet mir der Raum und auch die Anbindung an weitere Werkstätten in der Kaserne die Möglichkeit, neue Grafiken, Zeichnungen und Künstlerbücher in meinem Rhythmus entstehen zu lassen. Auf der anderen Seite liebe ich das Werkstattleben. Werkstätten, unabhängig welcher Kunst- oder Handwerksform, haben für mich schon immer ein gewisses Heimatgefühl und Faszination ausgestrahlt. Orte, an denen Menschen zusammenkommen, gemeinsam gestalten, mit ihren Händen Neues schaffen, in Stille miteinander arbeiten, um dann ein Atemzug später wieder in Gespräche vertieft zu sein. Somit möchte ich auch einen Ort zum Austauschen und gemeinsamen Entdecken ermöglichen. Gerade im Hinblick auf meine Vorliebe für Projektentwicklung möchte ich meinen Raum in Zukunft nutzen, um Kooperationen mit anderen Kunstschaffenden und übergreifenden Disziplinen zu ermöglichen, sowie Workshop-Formate entwickeln, um meine Faszination für das Handwerk der Lithografie weiterzugeben.
Das sind viele Bedarfe für 54m2 und doch ist es möglich, die Balance zwischen Werkstatt und Atelier zu finden. Denn das “Dazwischen” macht es zu etwas Besonderem.
So, das wars von meiner Seite. Ich freue mich von euch zu hören, Feedback, Ideen und alles was euch sonst noch so in den Sinn kommt mit mir zu teilen.